"DAS HAUS" - unsere nächste Produktion

Gedanken des Regisseurs

Gian Pietro Incondi

 

Schön, dass Sie unsere Theateraufführung von «Das Haus» besuchen werden. Wir hoffen natürlich, dass Ihnen unsere Arbeit gefallen wird. Ja, Sie haben richtig gelesen «Arbeit». Theater machen ist viel Arbeit und kann, wenn es gut läuft auch viel Freude machen. Da gilt es zuerst den Text zu lernen, dann mit dem gelernten Text und der Unterstützung durch die Regie die passende Handlung, also das Spiel zu erarbeiten und anschliessend mit dem nötigen Lampenfieber an jedem Vorstellungsabend hellwach zu sein, damit alles so über die Bühne geht, wie es stundenlang geprobt wurde.

Sie sehen «Viel Arbeit». Kommt hinzu, dass die Schauspieler und Schauspielerinnen der Theatertruppe Toffen auch in ihrem Alltag noch «Viel Arbeit» leisten. Jede und Jeder geht tagsüber noch einem Broterwerb nach. Da darf man sich schon fragen, warum sich «Jefrau» und «Jemann» diese Theatersache antut.
In meiner langjährigen Tätigkeit als Regisseur an verschiedenen Bühnen bekomme ich auf die Frage an die Schauspielenden «Warum machst du Theater?» viele verschiedene Antworten. Einige davon will ich hier gerne wiedergeben. Ganz verschieden sind sie, diese Antworten, aber alle haben sie eines gemeinsam. Es ist diese unerklärliche, verrückte Leidenschaft für das Theater.

 

Warum Theater:

Weil im Theater das Handy aus ist.

Weil ich andere atmen höre.

Weil wir zusammen still sind.

Weil ich im Theater über etwas weinen kann, das mit mir nichts zu tun hat.

Weil ich im Theater nicht einsam bin.

Weil niemand Theater allein machen kann.

Weil im Theater Leute sitzen, die ich nicht kenne. Sogar Leute, die ich nicht ausstehen kann.

Weil auf der Bühne Menschen nebeneinanderstehen können, die sich draußen zerfleischen würden.

Weil Theaterspielen nicht vorspielen, sondern zusammenspielen heißt.

Weil am Ende alle ihre eigenen Rollen spielen, selbst wenn einige versuchen, andere zu spielen.

Weil alles, was geschieht, zu Theater werden kann.

Weil Theater überall geschehen kann.

Weil auch das Publikum eine Rolle hat.

Weil hier eine andere Zeit vergeht.

Weil es zwei Sekunden dauert, bevor der Applaus losbricht.

Weil nirgendwo sonst Hänger und Pannen so aufregend sind.

Weil man hier jede Fliege hört.

Weil wir vor der Aufführung Angst haben, und weil wir danach erleichtert sind.

Weil hier Erinnerungen entstehen, ohne fotografiert zu werden.

Weil Theater nur einmal geschieht.

 

Theater soll nicht nur zeigen was ist, sondern auch was sein kann. (B.Brecht)